Körper und Konzept / Body and Concept

Seit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert ist der Körper unersetzliches Motiv. War die Fotografie in ihren Anfängen noch zurückhaltend mit dem Thema Körper und zeigte zunächst nur realistisch dargestellte Portraitaufnahmen und Aktstudien für Maler, wurde sie im 20. Jahrhundert Ausdruck einer körperlichen und technischen Revolution. Speziell die Künstlergeneration der 1960er Jahre leitete einen radikalen Wandel ein, indem sie mit dem Körper und der Fotografie experimentierte. Persönliche Prozesse und Gedanken wurden nicht verbal, sondern mittels aufsehenerregender Körperinszenierungen und Fotografie visuell ausgedrückt. Die sogenannte Konzeptuelle Fotografie brach dabei mit dem reinen Foto und der ikonografischen Körperdarstellung und lieferte unkonventionelle Bildkonzepte. Sie bediente sich völlig neuer Inhalte, Stile und Techniken und wurde als Kunstform legitimiert.

Am Beispiel des Körpers in all seinen Facetten entwickelt jeder Student ein individuelles künstlerisches Fotoprojekt. Mittels fototheoretischer Inputs, Anschauungsmaterialien, Bildbesprechungen, Künstler-/Expertengesprächen und Exkursionen werden die Studenten verschiedene Blickwinkel auf die Fotografie werfen, künstlerische Ansätze kennenlernen und Einblick in die redaktionelle und museale Arbeit bekommen. Ziel ist, eine eigene Bildsprache zu entwickeln und das eigene Fotoprojekt nach Fertigstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Fotoklasse versteht sich als interaktiver Dialog, in dem die Studenten die Möglichkeit zur Diskussion in einem fotospezifischen Umfeld haben und lernen, ihre eigenen Arbeiten zu präsentieren, reflektieren und analysieren. Im Vordergrund des Unterrichts steht nicht die Technik, sondern Inhalt, Konzept und künstlerischer Ausdruck.

Folgende Themenblöcke werden während des Semesters behandelt:

Theorie


Einführung und Vertiefung in das Semesterthema mittels Vorlesungen und Aufgaben
Der Körper in der Fotografie. Ein fotogeschichtlicher Abriss vom klassischen Portrait über das Selbstportrait bis hin zum fragmentierten Körper
Fotografie zwischen Dokumentation und Kunst. Erläuterung am Beispiel verschiedener internationaler Fotografen und Fotografinnen
Echte Bilder, falsche Bilder? Realitätsdebatten rund um das Medium Fotografie
Die Macht der Bilder / Ikonografie. Inhalt, Symbolik und Deutung von ausgewählten Fotografien in Politik, Werbung und Medien
Veröffentlichungsstrategien. Behandlung von Themen wie Orte und Schauplätze für Fotografie, Präsentationsformen, Bildtitel, Text, Pressearbeit, Distribution, Vermarktung, copyright

Fotopraxis


Umsetzung eines individuellen, analogen oder digitalen Fotoprojektes – von der Idee über das Konzept bis zur Fertigstellung bzw. Veröffentlichung

Atelier


Konzept- und Bildbesprechungen, individuell und in der Gruppe

Künstler- und Expertengespräche/Exkursionen (Ateliers, Galerien, Museen, Redaktionen, Bibliotheken etc)

Dozent: Fankhauser Ingrid, MA

Dozentin für Fotografie (Universitäten Los Andes und La Javeriana/Bogota, Kolumbien), Konzeption und Leitung transdisziplinärer Fotoprojekte, Fotoredakteurin (wien.at/Bohmann Verlag, Greenpeace, Lomographische Gesellschaft), Ausstellungs- und Publikationstätigkeit (Autorin des Buches „Mi Cuerpo es mi pais. Der Körper als Schauplatz in der aktuellen kubanischen Fotografie", 2014, LIT Verlag). 

Ausbildungen in Fotografie (LIK Akademie/Wien, Kunstuniversität ISA/Havanna, Hochschule für Angewandte Kunst/Wien, Friedl Kubelka, Prager Fotoschule), Studium der Lateinamerikanistik, seit 2013 Kunstgeschichte.